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Joseph Beuys
Eintritt in ein Lebewesen


Er (der Revolutionär) sieht, daß er durch die Transformation des traditionellen Kunstbegriffes etwas hergestellt hat, was sich also auf die menschliche Gesellschaft bezieht. Er sieht, daß im Erweiterten Kunstbegriff noch etwas anderes geschieht. Wenn sich der Erweiterte Kunstbegriff nicht mehr auf die reduzierten Kulturbetriebe der kapitalistischen Systeme, sondern

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» Zwischen Wille und Denken

  wirkt nun das Herz, in dem

    die Liebe zur Sache die
  einzige Veranlassung ist.«

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auf alle Menschen als Künstler bezieht (“Jeder Mensch ist ein Künstler”), geht der Begriff in der Arbeit auf. Jede Arbeitsintention ist ein Ansatz zu einem großen Kunstwerk. Der Unterschied zwischen sogenannter kultureller und
sogenannter industrieller Arbeit entfällt. Jede Arbeit ist durch den Kunstbegriff gekennzeichnet. Der erweiterte Kunstbegriff ist gleichzeitig der Ökonomiebegriff. Oder: Der Ökonomiebegriff, die Arbeit, ist auch der Kunstbegriff, konkret DAS KAPITAL.

 

Es bedarf nur der Rechtsregelung, um das Geld aus seinem Warencharakter zu befreien und zu einem Rechtsregulator für die Arbeit zu machen. Profit, Eigentum und Lohnabhängigkeit als Ideologien der kapitalistischen Systeme werden verschwinden ...


Noch einmal: wenn das ganze System des kreativen Quellpunktes für die Produktion mich vollkommen in Freiheit läßt, was bringt mich dahin, zur Tat zu schreiten? Die Liebe zur Sache. Zwischen Wille und Denken wirkt nun das Herz, in
dem die Liebe zur Sache die einzige Veranlassung ist.


Vortrag, gehalten im August 1977 in Rahmen der Free International University,

documenta 6, Kassel

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